Nach fast 4 Stunden Flug erschien die Insel
auf der rechten Seite im strahlendsten Sonnenlicht. Im right downwind zur
runway 05 ist der Flughafen Funchal gut
zu sehen: teilweise auf Stelzen gebaut, liegt er da wie ein Flugzeugträger. Beide
Enden der runway fallen steil Richtung Meer ab. Mit einer harten Rechtskurve
geht es ins final. Was da von statten geht, kann kein IFR approach sein.
In diesem Moment wäre ich gerne vorne im Cockpit gewesen. Bei meiner
Abreise erfahre ich von einem Fluglotsen vom Funchal Tower, dass ich richtig
vermutet hatte, Funchal kann nur VFR angeflogen werden. Die Berge erlauben
keinen IFR approach. Bei dem schönen Wetter braucht man auch kein Instrumentenlandessystem.
Die Piloten sollen ruhig einmal wieder richtig selber fliegen.
Den Besucher von Madeira empfängt, wenn er über den Luftweg kommt, ein moderner kleiner Flugplatz, ein lichtdurchfluteter Empfangsbereich, gefliest mit blau weißen Kacheln, die sehr an "Delfter Kacheln" erinnern. Als wir Mitte November ankommen, ist im Hallenbereich eine mehrere Quadratmeter große Krippenlandschaft aufgebaut. (Die Bewohner von Madeira sind streng gläubig). Überwältigend ist die Liebe zum Detail. Leider habe ich meine Kamera im Gepäck, so dass kein Foto gemacht werden konnte. (Dieses Pech, keine Kamera griffbereit zu haben, hatte ich häufiger, diesbezüglich fehlte mir die Lernfähigkeit.)
Die Gepäckbereitstellung erfolgte in einer Zügigkeit, welche wir von großen voll automatisierten Airports wie München, Düsseldorf, usw. schon seit langem nicht mehr gewohnt sind. Dort kann man ruhig noch mal ein "Käffchen" trinken gehen und steht sich dennoch die Beine am Gepäckband in den Bauch, und das nennt man auch noch Fortschritt.
Bei der Autovermietung angekommen, brauchen wir nur unsere Kundenkarte zu zeigen und schon haben wir die Wahl zwischen zwei verschiedenen Fahrzeugtypen einer Preisklasse. Wir entscheiden uns für einen kleinen "Franzosen", immerhin konnte ich bisher auch für ein französisches / englisches Unternehmen arbeiten. Bei der Schlüsselübergabe für den Leihwagen offeriere man uns noch eine echte Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung und einen 10% Rabatt auf die Tankfüllung, wenn wir das Fahrzeug mit leerem Tank zurückgeben. Ich kann mich nur daran erinnern, dass es hier preisgünstiger ist, den Wagen vollgetankt zurückzugeben.
Der Wagen ist auch ohne Platznumerierung schnell gefunden und ab geht es über eine autobahnähnliche Schnellstraße zum Hotel. Durch meine vielen Geschäftsreisen und den damit verbundenen Übernachtungen in den unterschiedlichsten Hotels, bin ich positiv überrascht über den Flair, die Ausstattung und die Großzügigkeit des Hotels und des Zimmers. Von diesem 4-Sterne Hotel mit dem Warnhinweis "Landeskategorie" können sich einige 5- 6-Sterne Hotels auf dem europäischen Festland bzw. in UK eine Scheibe abschneiden. Das fängt damit an, dass der hoteleigene Parkplatz rund um Uhr durch Wachleute einer der größten europäischen Sicherheitsunternehmen bewacht wird. Auf die Frage an der Rezeption, was für Kosten für den Stellplatz auf uns zukommen, kommt die Anwort: Für unsere Gäste ist dieser Service kostenfrei. Und das in einem Land, wo jeder qm aus dem Vulkangestein herausgebrochen werden muß. Ich denke da mit Grauen an London, wo der Parkplatz für den Leihwagen fast so teurer war, wie das Hotelzimmer.
Das Hotelzimmer ist für diese Preiskategorie vom Feinsten, ausgestattet
mit einem kleinen Küchenbereich. In den Küchenschränken ist
ausreichend Koch- und Essgeschirr, so dass wir unter Umständen unter
die Selbstversorger gehen können. Das Bad ist großzügig gestaltet
und mit einem Bidet ausgestattet. Die positiven Ersteindrücke vom Hotel
sind damit noch lange nicht zu Ende. Aber
ich möchte hier kein Prospekt
für ein Hotel schreiben, sonst möchten nachher alle dahin. Der
Blick durch die Balkontür gibt eine herrliche Aussicht auf den Ozean
und die Felsen frei. Die meisterliche architektonische Anordnung der Balkone
erlaubt keinen Einblick, weder von oben, von der Nachbarseite her noch von
der Landseite. Die Privatsphäre ist gesichert.
Also Koffer aufs Zimmer und ab in Richtung
Altstadt. Wir sind gut beraten, einen der vielen Linienbusse in die Stadt
zu nehmen. Erst einmal ist es in
der Altstadt nicht ganz einfach, einen Parkplatz zu finden und zweitens stellt
sich heraus, dass die im Prospekt angegebenen 15 Minuten zu Fuß recht
großzügig nach unten abgerundet wurden. Die
Hafenumgebung ist eine Enttäuschung. Sie unterscheidet sich nicht von anderen Touristenstädten.
Die Kellner ziehen einen regelrecht ins Lokal, dabei waren es reine Speiserestaurants.Es
ist Nachsaison, die Touristen sind knapp, die Kellner entsprechend „aufmerksam“.
Ein Hafenbummel ohne Belästigung durch die Kellner der Lokale ist nicht
mehr möglich. Trotzdem entschließen wir uns, einer dieser Gaststätten
die Chance zu geben, uns lukullisch zu verwöhnen. Die Preise sind in
(T)Euro ausgezeichnet und erreichten ein Niveau, was nur das Beste erahnen
lässt.
Da dieses Restaurant direkt am Kai
liegt, vergeht die Wartezeit wie im Fluge. Die Kartoffeln hätten sicherlich nichts dagegen gehabt, uns den Sonnenuntergang
noch etwas genießen zu lassen. Verdient hätten sie es auf jeden
Fall, etwas länger im heißen Wasser zu verweilen. Nun weiß ich,
dass auch Kartoffeln einen harten Kern haben. Der Fisch schweigt sich leider
darüber aus, was man mit ihm angestellt hat. Seine Brustraumgräten
können nicht mehr am Stück entfernt werden, höchstwahrscheinlich
gab es einen Nahkampf mit der Köchin. Ich habe die Köchin gesehen,
der Fisch hatte wirklich keine Chance.
Wir haben das Abendessen überlebt, keine Gräte steckt mehr im Hals, und schlendern unter Palmen und oben genannten Kellnerattacken auf der Uferpromenade in Richtung Bushaltestelle. Es ist mittlerweile etwas frisch geworden, die Sonne ist schon lange untergegangen, trotzdem zeigt das Thermometer an einem Bootssteg noch 14 Grad Celsius an. Es ist sehr angenehm unter den Palmen am Meer, aber die Müdigkeit treibt uns in Richtung Hotelbett.
Der Busfahrer ahnt unser Verlangen, sein Fahrstiel
erinnert mich an eine Rallye. Viel Platz ist nicht mehr zwischen Außenspiegel und Hauswand,
hätte er den Spiegel mit der Hand eingeklappt, sie wäre ab gewesen.
Ich ziehe meinen Hut vor einem Fahrer, der so sein Fahrzeug beherrscht.
Kurz bevor wir das kleine Hotel betreten, schauen
wir noch einmal am Pool vorbei. Gähnende Leere. Anscheinend sind wir
die Letzten. nächster Tag