5. Tag

Sonnenaufgang

Leichte Bewölkung zieht auf, was soll's, wir sind nicht zum Baden hier, sonst wären wir auf eine Südseeinsel geflogen. 17 Grad am Morgen sind auch nicht schlecht. Wir wollen heute den Westen der Insel besichtigen. Diese Insel bietet mehr, als wir in einer Woche sehen können. Also packen wir soviel wie möglich in einen Tag. Auf geht’s mit einer Rundtour Grutas de Sao Vicenta, Risco, Ponta do Pargo, Paul do Mar. Nein, auch heute nehmen wir nicht die Tunnelstrecke, sondern wieder die Regenwaldstraße. Die Grutas de Sao Vicenta sind gut ausgeschildert. Der große Parkplatz vor einem neu errichteten Glaspavillon zeigt uns an, dass wir angekommen sind. Grottenführerinnen für alle europäischen Sprachen stehen für die Rundführung bereit. Nur Deutsch ist nicht dabei, sie ist schwanger. Also entschließen wir uns, uns der netten englisch sprechenden Führerin anzuvertrauen. Sie hat keine Eile, die Führung startet erst in 20 Minuten. Auf einmal kommt Leben in die kleine Person, die 20 Minuten sind noch lange nicht vorbei, da bietet sie unserer Minigruppe von 5 Personen an, schon jetzt die Führung zu beginnen. Auf meine nicht gerade diskrete Frage, was uns diese Ehre verschafft, so zuvorkommend behandelt zu werden, kommt ein kleiner Fingerzeig in Richtung Parkplatz. Parkplatz mit ReisebusHier kommt gerade eine Busladung voll Touristen an. Leise schiebt noch sie den Satz nach: "Dieses Vergnügen überlasse ich gern meinen Kolleginnen." Mit englischem Humor und fehlerfreien deutschen Einlagen führt Sie uns durch die Grotte. Manchmal begreift man den englischen Humor erst ein paar Sekunden später. Es macht ihr einen Heidenspaß, uns auf den Arm zu nehmen. LavahöhleLavahöhleSo sollen uns die erst gestern entstanden, armbreiten Rissen in der Decke nicht stören, die wären nur entstanden, weil gestern hier ein Tourist zu laut genießt hätte. Sie läßt sich viel Zeit für die Rundführung, so dass uns die Reisegruppe, sinnvollerweise aufgeteilt, doch noch einholte.

Diese Führung ging leider viel zu schnell vorbei.

Unser nächstes Ziel sind die Risco-Wasserfälle. Ein kurzes Stück zurück auf der 104, nicht durch den Tunnel, bei Rosario links in Richtung RegenwaldRegenwald. You can't miss it. Auf einer kleinen Anhöhe steht weit sichtbar der Glockenturm von Rosario, eine kleine Kapelle nur bestehend aus dem Glockenturm. Nach wenigen km geht es weiter auf der 110 in Richtung Achadas da Cruz. Auf dieser Strecke ist es äußerst empfehlenswert, das Schild "Steinschlag" ernst zu nehmen. Nicht nur, dass respektable Felsbrocken auf der Straße liegen, sondern auch, weil die Einheimischen einem auf der eigenen Fahrbahnseite entgegenkommen können. HochebeneDiese halten nämlich einen Sicherheitsabstand von den Felswänden. Zu einem späterem Zeitpunkt sehen wir ein Fahrzeug, dem "der Himmel auf den Kopf gefallen" sein muss. Ein Teil des Daches ist eingedrückt bis zur Fensterunterkante. Bei einem Cabrio hätte leicht das Polster beschädigt werden können. Immer mehr verstehen wir, warum es auf Madeira kaum Cabrios gibt. Das Schild Risco haben wir beinahe verpasst, dabei steht es in unmittelbarer Nähe eines Sendemastes, der einzige weit und breit. der Weg zum Waserfallder Weg zum Waserfallder Weg zum WaserfallDie Zufahrt nach Risko ist durch eine Schranke versperrt. Also im Gras geparkt und per pedes die 2km nach Risko. Wie hieß es im Lied von Hildegard Knef: "von nun ab ging's bergab". Mehr oder weniger steil. Durch kleine Bäche, die über die asphaltierte Straße laufen, über Schotter, immer bergab. Uns graut es schon vor dem Rückweg. Nach 2 km erreichen wir Risko, bestehend aus zwei Gebäuden, eines davon eine Gaststätte, unser Glück, sie ist geschlossen, wir brauchen uns nicht aufzuhalten und können den restlichen Weg unverzüglich fortsetzten. HimmelstreppeFestes Schuhwerk ist angesagt bzw. wasserdichte Schuhe. Nach etwa 40 Minuten vorbei an vielen kleinen Quellen, unter umgekippten Bäumen hindurch, über Treppen, die nicht mehr enden wollen, erreichen wir den Wasserfall. Wasserfall von RiscoWer die Niagarafälle kennt ist enttäuscht. Wer allerdings das Schauspiel sehen möchte, wie der Wind die kompletten Wassermassen verweht und zeitweise wieder nach oben drückt, ist begeistert. (Ende des kleinen Films zu sehen.) Also schnell eine kleine Aufnahme als Beweis, dass wir hier waren und zurück das Ganze. Wie heißt es: Der Weg nach oben ist beschwerlich. Und wie hieß es im Reiseführer: "ein wenig anspruchsvoll". Trotz einer Temperatur von ca. 10 Grad, wir befinden uns auf ca. 1100 m über MSL, bilden sich auf unseren Rücken kleine Rinnsale. "Auf allen Vieren" erreichen wir das Auto.

Nebel wie in London

Die aufliegenden Wolken erlauben keine Sicht ins Tal. So geht es ohne Verzögerung nach Ponta do Pargo weiter. Wer noch keine Steilküste, keinen neuen Leuchtturm und keine Luxusvillen gesehen hat, für den ist es ein lohnenswerter Abstecher.

Blumen am Straßenrand

Die Straßenränder nach Paul do Mar entschädigen uns mit Ihrer Blütenpracht, wir befinden uns auch wieder auf der Sonnenseite des Lebens. Eine schmale Straße führt uns direkt ins Dorf. Wie viele Dörfer, verliert auch Paul do Mar gerade seinen Charme. Die beschaulichen Häuser weichen gerade Ein Haus wird abgerissenGasseeiner modernen Architektur, die kleinen Gassen passen nicht mehr in das moderne Businessleben. Wo vor einigen Monaten noch die Fischerboote lagen, wird eine Promenade aus Beton gegossen. Die kleinen Mosaikbilder auf den Wegen sind überflüssiger Schnickschnack aus vergangener Zeit. In den Rillen zwStrassenmosaikischen den Steinen könnten ja Pfennigabsätze hängen bleiben. Der Ozean weintDas Meer weint, vor lauter Erde, die man direkt hinein befördert, wird aus glasklarem Wasser eine braune Brühe. Wir haben Verständnis für die Alten auf der Dorfbank, die diese Welt nicht mehr verstehen und beklagen, wie Traditionen in wenigen Wochen vernichtet werden. Nur wegen des schnöden Mammons. Wir können uns die traurigen Gesichter, die auch mit Wut auf den Tourismus gefüllt sind, nicht länger ansehen und haben auch ein schlechtes Gewissen, dass wir mit Schuld an dieser Veränderung sind. Das Geschäft werden wieder andere machen und nicht die, die seit Jahrhunderten dort leben. An vielen dieser Baustellen stehen Schilder "Gefördert durch die Europäische Union". Ob sich je ein Bürokrat dieses Juwel einer Insel mal mit offenen Augen vorher angesehen hat.

Schiff in der Nacht

Der Tag geht mit schweren Gedanken zu ende und wir sehen versonnen den Schiffen zu, die zurück in ihren Hafen kommen. nächster Tag

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